Dienstag, 20. November 2012

So fing alles an

pogonia-ophioglossoides-200
Dieses wirklich beeindruckende künstliche Hochmoor hat bei uns spontan den Wunsch erweckt, so ein Juwel auch im eigenen Garten zu realisieren. Als Beleg für unsere Ernsthaftigkeit erwarben wir von den Gartenbesitzern gleich einige Pflanzen, darunter die zierliche Moororchidee Pogonia ophioglossoides. Obwohl sämtliche mittlerweile zusammengetragenen Pflanzen in Schüsseln aufbewahrt wurden, erfreuten uns die Orchideen im letzten Frühling mit ihren Blüten.
Der Wunsch, selbst ein Hochmoor im Garten zu haben, wächst schnell. Die Umsetzung dagegen gestaltet sich wesentlich schwerer. Es fängt damit an, den richtigen Standort zu finden. Unbedingte Voraussetzung ist ein vollsonniger Standort. Das heißt auch, dass keine Bäume oder Gebäude südlich vor dem Moor stehen dürfen. In unserem Fall kam noch erschwerend dazu, dass unser Grundstück  an jeder Stelle ein erhebliches Gefälle aufweist, was ohne umfangreiche Erdarbeiten die Anlage eines Moores unmöglich macht. Neben diesen elementaren Voraussetzungen dürfen natürlich auch gärtnerische Gestaltungsaspekte nicht vernachlässigt werden. So ein künstliches Moor im Garten hat fast ausschließlich sehr niedrigen Bewuchs, der nur selten 50 cm erreicht. Die benachbarte Vegetation sollte nach Möglichkeit das Moor nicht "erdrücken", sondern es in einem angemessenen Größenverhältnis einrahmen. Dies ist ja wegen des erforderlichen sonnigen Standortes ohnehin selbstverständlich.  Sehr gut wirkt ein angeschlossenes Heidmoor mit der typischen Heidevegetation, die ebenfalls kleinwüchsig ist. Auch ein benachbarter Tümpel oder ein Sumpfbeet passen hervorragend zu einem Moor, weil sie nicht nur niedrig bleibende Pflanzen beherbergen, sondern auch ökologisch glaubhaft wirken. Und für unsere tierischen Gartenbewohner ist es von größtem Vorteil, wenn sie in dieser künstlichen Umgebung Lebensbedingungen geboten bekommen, die halbwegs ihren natürlichen Bedürfnissen entsprechen.
Wir haben an anderer Stelle in unserem Garten seit ca. 20 Jahren einen künstlichen Teich mit 45qm Oberfläche. Damals war unsere Maxime ebenfalls, ein möglichst naturnahes Biotop zu schaffen und keinen Zierteich. Es macht zwar viel Arbeit, die Vegetation jedes Jahr abschnittweise auszuräumen, um Verkrautung und Überdüngung zu reduzieren, aber es ist andererseits ein erhebendes Gefühl, seit Jahren ganz selbstverständlich heimische Teichbewohner zu beherbergen, die alle von sich aus zugewandert sind. Auch wenn unsere "Mitbewohner" nicht auf einer roten Liste stehen, macht es immer wieder Spass zu erleben, wie wohl sich Frösche, Kröten, Molche und Libellen bei uns fühlen.
Mit unseren Ansprüchen  im Kopf und den Informationen von Erich Maier gingen wir im Herbst 2009 an die Arbeit. Die ganz groben Erdarbeiten wurden mit einem Bagger erledigt, denn es ging nicht nur darum, die Hangsituation im Moorbereich zu beseitigen, sondern auch eine Mulde von etwa 80cm Tiefe auf einer Fläche von mehr als 40 Quadratmetern auszuheben. Das Feinplanum lief dann auf eine Art Muskeltraining hinaus, bei dem nochmals etliche Kubikmeter Boden bewegt werden mussten. Wegen des Sandbodens auf unserem Grundstück war die Verwendung einer Teichfolie unter dem Moor unerlässlich, und dazu muss der Untergrund besonders eben und an den Rändern ausgerundet sein. Bekanntlich sind Teichfolien besonders elastisch, sie vertragen aber keine Schnitt- oder Stichangriffe. Im Teichbau legt man unter und auf die Folie Vliesbahnen als Schutzlage gegen spitze Steine und aggressive Wurzeln, die allerdings heute schon genauso viel Geld kosten wie die Folie. Zufällig hatten wir gerade einen Teppich von 30qm Größe ausgemustert. Wir trennten den Schaumrücken von der Gehschicht und erhielten so zum Nulltarif genügend viele Schutzmatten, die wir unter die Folie legen konnten. Oben drauf  gab es keinen Bedarf, weil ja keinerlei spitze Gegenstände zu erwarten waren.

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